Eric Fish, Underground Köln
Wahrscheinlich werde ich in diesem Leben nicht mehr in die Nähe der Live Music Hall bzw. des Undergrounds kommen, ohne mich zu verfahren, auch wenn diesmal eindeutig Map24 schuld ist, die Karte ist nämlich falsch.
Der kleine Schock, als wir aus dem Auto ausstiegen war eigentlich auch unnötig. Zwei Leute mittleren Alters kommen uns entgegen: “Wollt Ihr auch zum Konzert?” - “Jo!” - “Das ist verlegt worden, zuviele Karten verkauft…” - “Wie, was? Wohin denn?” - “Na, ins Palladium”. Oh Gott. Das ist ja erstmal am anderen Ende von Köln und zweitens ist es das Palladium, ein Laden der mir noch nie gefallen hat, einfach gräßlich da drin, auch wenn die Architektur gar nicht mal schlecht ist. Aber Moment, ich will ja nichts negatives sagen, aber Eric Fish ohne Subway To Sally im Palladium. Ja ne, ich glaub das wäre was zu groß. Jedenfalls, die beiden wollten zu Element of Crime in die LMH, Schwein gehabt.
Also weiter zum Underground. Die Welt ist bekanntlich klein und fast das erste Gesicht, dass wir in der Kneipe sehen, gehört einem Bekannten, nämlich Daniel von Rock am Ring 2005. Herzliche Grüße an dieser Stelle.
Das ganze Konzert findet dann tatsächlich im Sitzen statt, ich wollte es erst fast nicht glauben. Sehr ungewohnt, aber irgendwie gemütlich. Gespannt harrten wir der Dinge, die da kommen würden und hatten genügend Zeit, uns die ebenfalls ausgesprochen gemütliche dekorierte Bühne anzugucken. Platz für drei Gitarristen und ein elektronisches Klavier (wir sollten es nicht Keyboard nennen).
Irgendwie dachte ich schon zu diesem Zeitpunkt an Jugendgruppenfahrtlagerfeuerromantikstimmung, die sich im Lauf des Abends noch verstärken sollte. Ist im Übrigen ausdrücklich nicht negativ gemeint.
Mit etwas Verspätung betraten Erich Fish, Uwe Nordwig, Rainer Michalek und Gerit Hecht gegen 20:30 die Bühne. Zu meiner Überraschung legten sie direkt mit den Liedern los, die mir von Erics Alben Auge in Auge und Zwilling mit am besten gefallen: Anders sein, Es kommt der Tag, Nägel im Kopf und 100 Jahre.
Die genaue Reihenfolge der Setlist ist mir ob des langen Konzertes entfallen, leider.
Passend zu diesen Tag wurde auch Glotze zum Besten gegeben, dass man sich übrigens auf Erics Homepage ericfish.de kostenlos runterladen kann (und zwar unter diesem LINK). Ja, Samstag war es wieder mal soweit, ein Superstar bleibt übrig, in diesem Fall Tobias Regner (wie überraschend nach der ganz, ganz subtilien Manipulation seitens der Jury, der Bild, der Blöd…), Bohlen wird wieder was reicher und Deutschland weiß um ein paar mehr Skandale.
Da ist es wichtig, ein Zeichen zu setzen. Zu sagen: “Das ist unser Haus! Ein Haus, das steht im Widerstand. Wo noch gesungen wird - mit Herz und mit Verstand!”, wo sich nicht um den Verstand verkauft wird.
Eingangs erwähnte Jugendgruppenfahrtlagerfeuerromantikstimmung war wirklich passend dabei. Man saß gemütlich zusammen, hat zusammen gesungen und gelacht, einfach große Klasse.
Da ich eigentlich nie eine Uhr trage, hatte ich irgendwann das Zeitgefühl verloren. Ein gutes Zeichen, abgesehen von meinem Druck in der Blase ging es mir prächtig. Jedenfalls, ich war überrascht, als Eric eine Pause ankündigte und es bereits deutlich nach 22:00 Uhr war. Schnell aufs Klo (hier mal ein dickes Lob an den Underground, die Fußschalter zum Spülen sind mal eine super Idee, richtig klasse), Bier geholt und zurück zu unserem Sitzplatz in der dritten Reihe.
Die zweite Hälfte des Konzerts war zum großen Teil Covern gewidmet (“Das folgende Lied ist nicht von Limp Biscuit!”). Unter anderem gab es Behind Blue Eyes (The Who), Mad World (Tears For Fears), The Weeping Song (Nick Cave & The Bad Seeds), Cathedral (Crosby, Stills & Nash), Turn The Page (Bob Seger) auf die Ohren.
Was ich persönlich auch sehr geil fande, waren einige ältere und neuere Subway Songs im neuen bzw. alten Gewand. Subway klingen ja mittlerweile ganz anders als früher (tm). Da wären An der Zeit (1994), Kleid aus Rosen (Herzblut) super schön ebenso wie Minne (Hochzeit), Auf der Reise (Foppt den Dämon) (absoluter gute Laune Garant) und noch ein paar mehr.
Nach fast 4 Stunden Musik ging der Abend gegen 01:00 Uhr zu Ende. Eigentlich hätte ich mir gerne noch ein Foto mit Eric für DailyFratze.de geholt, aber der Gute sah ziemlich k.o. aus, was man aber gut nachvollziehen kann. Alle drei bzw. vier haben sich nicht zurückgenommen, sondern mit Herz und Seele gespielt und wenn mein Hintern nach 5 Stunden sitzen weh tat, will ich nicht wissen, wie sich ihre Finger bzw. Kehlen anfühlen mussten.
Jedenfalls, der Abend war ein Erlebnis. Es hat Spaß gemacht, berührt, gute Laune gemacht und gut getan. Bitte mehr davon, gerade in der heutigen Zeit.
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Geschrieben am Sonntag, 19. März 2006 von Michael J. Simons in Konzerte und verschlagwortet mit