Glücklich sein

Vor einigen Wochen habe ich mir ein 6-CD Set von Queen, “Queen on Air” vorbestellt. 3 CDs davon interessieren mich wenig bis gar nicht (alte Interviews), Teile der CDs 1 und 2 habe ich auf diversen Bootlegs, im Grunde wollte ich insbesondere die Konzerte der CD 3 in guter Qualität haben und es tut nicht besonders weh, das Geld dafür auszugeben.

Man kann also mit Fug und Recht behaupten: Es geht mir gut, ich freue mich auf und über die Selbstgratifikation.

Letzte Woche war ich darüber hinaus nicht zu Hause, sondern auf einer Konferenz, auf der ich gesprochen habe. Noch so ein “Luxus” Dingen. Natürlich bedeutet das auch Arbeit und natürlich habe ich im Hotel auch gearbeitet, Luxus nichts desto trotz.

Leider konnte ich mein Packet aber nicht selber entgegen nehmen und die Familie war auch nicht da. Abholzettel. Ein Abholzettel, auf dem aber das Hauptpostamt drauf stand. Seltsam.

Also am Samstag zur Hauptpost. Mit dem jüngsten Sohn. Alleine darüber hätte ich mich vor einigen Jahren gut aufgeregt, damals noch ohne Kinder.

Wir also 15 Minuten in der obligatorischen Warteschlange verbracht, die Dame hinterm Schalter hat was rumgesucht: “Hier ist ihr Packet nicht…” Hrmpf. Das wäre vor einigen Jahren noch der Moment gewesen, an dem ich mich allerspätestens aufgeregt hätte.

Mittlerweile schaffe ich es, in solchen Moment nur noch sehr bestimmt um Klärung zu bitten (was sie auch tat, sie rief in der Postfiliale in meinem Ortsteil an) und es gut sein zu lassen.

Mein Packet lag also nur wenige hundert Meter von unserem Haus in der Post… (Vermutlicher Grund: Die Fahrer haben Vordrucke und der gute Mensch hat sich vermutlich im Streß vergriffen).

Was hätte es gebracht, mich vor meinem Kind aufzuregen? Effektiv meine Kind und der Frau hinterm Schalter den Tag zu versauen?

Wenige Tage vorher: 3 Wochen im Vorfeld einen Termin für den Wechsel der Autoreifen vereinbart, 1 Tag vorher ruft das Autohaus an, sie haben vergessen, die Winterreifen zu bestellen. Ganz toll. Es ist ja nicht so, als wenn wir unseren Tag nicht um Abliefern und Abholen des Autos und Verteilen der Kinder geplant hätten.

Wir konnten einen kostenlosen Leihwagen bekommen, Problem gelöst.

Negativ Beispiel: Ich rege mich furchtbar auf, weil in einem Restaurant die reservierten Plätze nicht markiert sind und wir gehen müssen… Nachdem wir gefühlt Ewigkeiten im Raum standen und uns keiner einen Platz anbot oder informierte, dass es voll ist.

Davon redet zumindest mein Großer immer noch. War absolut sinnlos und der Tag anschließend hinüber.

Im ersten Beispiel mit der Post hingegen sind wir noch was durch die Stadt gebummelt, in die andere Postfiliale gefahren, haben das Zeug und noch was zu Essen geholt und beide gleichermaßen gut gelaunt den Rest des Morgens auf einem Spielplatz verbracht.

Die Alternative wären mindestens 2 bis 3 schlecht gelaunte Menschen gewesen und einer (ich), der sich wieder den halben Tag einen Kopf darüber gemacht hätte, dass es vielleicht doch nicht ok war, aufzubrausen.

Ich schaffe es nicht immer, aber immer öfter, Gelassen zu sein. Ich kann nur mich ändern, nicht andere Menschen. Ich kann dafür sorgen, dass ich möglichst wenig Zeit mit Menschen verbringe, die mir Zeit stehlen und dass ich mehr Zeit habe, noch besser organisiert bin, auf Dinge verzichte, die mir keinen Mehrwert in meinem Leben bringen.

Erklärtes Ziel für die nächsten Jahre ist für mich, dass ich diese Gelassenheit auch im beruflichen Leben erlange: Ich habe oft ein großes Problem damit, zu akzeptieren, dass für viele Menschen “geht so” schon “gut genug” ist, was sich nicht mit meiner Arbeitsweise deckt. Aber auch da gilt, dass ich diese Menschen nicht aktiv ändern können werde. Ich kann höchstens ein Vorbild sein.

Damit schließt sich für mich der Kreis: Wenn ich in den vergangenen fast 7 Jahren, seitdem unser erstes Kind geboren wurde, etwas gelernt habe, dann, dass ich Vorbild sein muss. Auch in Bezug aufs Glücklich sein. Kinder spiegeln, sehr sogar, und ich möchte nicht meine Wut und Frust, die ich ganz lange offensiv vor mich hergetragen habe, in meinen Kindern sehen.

Geschrieben am Montag, 14. November 2016 von Michael J. Simons in Blog und verschlagwortet mit