Specialized Diverge: Eine Liebesgeschichte mit traurigem Ende
Anfang 2015 tauschte ich mein Rennrad gegen ein sogenanntes Gravel-Bike. Ich weiß auch noch genau, wer mich auf den Trichter brachte beziehungsweise, was der Auslöser war:
@rotnroll666: Von Monschau durchs Rurtal bis zur K21 mit dem RR? Habe den Belag da als “challenging” in Erinnerung.
— Martin Jansen (@martinjansen) 2. November 2014
Nach ein bisschen Recherche stieß ich auf die Diverge-Reihe von Specialized. Mein Schwager und eine Kollegin haben damals sehr von der Marke geschwärmt. Mein bevorzugter Dealer, FireBike in Roetgen hatte damals kein Diverge vorrätig. Probegefahren bin ich dann ein “Comp Carbon” bei Best-Bike in Aldorf und das war leider so ein “Verdammt, das ist 1000-mal besser als mein klassisches Rennrad”-Gefühl.
Gekauft habe ich am Ende doch bei FireBike. Es ist war nicht das erste Rad dort und wird auch nicht das letzte gewesen sein. Der Service ist seit über 10 Jahren, seitdem ich das erste Mal dort war, bis heute konstant gut gewesen.
Anfang 2015 konnte ich das Rad in Empfang nehmen:
Nein, in dem Kasten am Rohr ist kein Akku drin. Das war und ist ein sehr praktisches Zubehör, um einen Schlauch, CO2 und Flickzeug unterzubringen, ohne das man es im Trikot hat. Unten drunter ist noch ein Halter für ein Multitool, womit fast alles dabei ist, was unterwegs mal nötig ist.
So schön sauber habe ich das Rad aber nie wieder bekommen:
Ich bin seit Ewigkeiten keine Trails mehr gefahren. Da ich es nie beherrscht habe, hat es mir auch nie wirklich Spaß gemacht. Tempo ist mehr mein Dingen und das Gravel-Bike hat es mir ermöglicht, das auch auf “Waldautobahnen”, Schotter und allen möglichen anderen Untergrund zu genießen:
Ich hab wenig Ahnung von Fahrradgeometrien, aber für mich haben die Längen auf Anhieb gepasst: Schnell, wendig, stabil und komfortabel. Die längste Tour mit dem Rad werden wohl um die 200km gewesen sein. Das Foto ist von meiner Vennbahn Tour:
Die bin ich in zwei Etappen - von Luxembourg Stadt aus - bis nach Aachen Hauptbahnhof gefahren.
Jedenfalls, das gesamte Paket war immer sehr angenehm.
Es gab durchaus ein paar Schattenseiten: Das Rad war mit rund 2700€ kein Baumarktfahrrad. Das “nur” eine Shimano 105 Gruppe drauf war, wusste ich vorher. Warum aber ein 3-fach-Schalter für eine 2-fach-Kurbel verbaut wurde, erschließt sich mir bis heute nicht. Die 5 Schrauben der Praxis Works Kurbel, die einfach nie so wirklich halten wollten und von denen ich auf einer Tour 3 verloren haben und mich gewundert habe, warum das große Kettenblatt merkwürdig eierte. Oder das Knarzen im Tretlager, das trotz einer Nacht im Ölbad nicht weggehen wollte: Alles geschenkt, das Rad hat einfach Spaß gemacht.
Bis zum 1. Mai. Nach einer wunderbaren 80km durch Belgien und die Niederlande stieß ich auf dem Vennbahnweg in Aachen mit einem anderen Radlerpärchen zusammen. Den beiden ist nichts passiert, ich war grün und blau und hab nach wie vor Hantier mit der Kapsel in einem Mittelfinger. Ohne Helm - übrigens ebenfalls von Specalized, ein S-Works - würde ich den Post hier eher nicht schreiben. Das Bild entstand ‘ne Stunde vor dem Sturz:
Das Rad hat die ganze Geschichte nicht unbeschadet überstanden. Gabel, Lenker, Vorbau sind hinüber, der Rest liegt noch beim Gutachter. Bis hierhin soweit, so schlecht. In meiner Naivität denke ich: Oh, wirfst halt Geld übern Zaun, bekommst Du die Gabel halt neu. Gefehlt: Gibt es nicht mehr. Natürlich kann man mir sagen, “Stell Dich nicht an, mach was aus China drauf oder gebraucht von eBay”. Ja, könnte ich. Will ich nicht. Ich finde es ungeheuer frustrierend, das Premiumhersteller es anscheinend nicht nötig haben, zumindest eine Zeitlang eine Ersatzteilversorgung zu bieten, zumal es ja keine Standardkomponenten sind, sondern Teil des Rahmensets.
Das Ende der Geschichte: Ich hoffe, das zumindest ein Teil des Schadens von einer Versicherung erstattet wird, die Teile des Rades, die noch brauchbar sind, werde ich reinigen und anschließend verkaufen.
Wir hatten übrigens für die Kinder von Specialized sowohl das Hotwalk als auch das Hotrock 16”. Die sind schon lange zu klein und im Fall des Hotwalk auch schon lange verkauft. Das waren beides super Produkte, in meinen Augen - und das einiger Nachbarn und Bekannten - um Welten besser als ähnliche Produkte zum Beispiel von Puky.
Ich empfinden meinen Frust als so stark, da ich von den Produkten bis auf Kleinigkeiten eigentlich überzeugt bin, den Service aber als unerwartet schlecht empfinde. Das i-Tüpfelchen nach einer längeren E-Mail, auf die eine sehr unbefriedigende Antwort kam (Sinngemäß “Ist leider so.”) war dann die automatisierte E-Mail: “Waren Sie zufrieden mit unserem Service?” Nein.
Da ich aber nach rund 5000km Gravel, Straße und auch Wald nicht auf Fahrspaß dieser Art verzichten will, habe ich mir schon einen Nachfolger ausgeguckt, aber über den werde ich ein anderes Mal berichten. Diesmal halt dann (n-1)+1 ;)
Geschrieben am Samstag, 02. Juni 2018 von Michael J. Simons in Fahrrad und verschlagwortet mit