Rock am Ring 2006: Survival of the fittest

Rock am Ring 2006

Selten habe ich deartige Temperaturschwankungen auf einem Festival erlebt wie dieses Jahr bei Rock am Ring. Zwischen “Oh Gott, die Eisklumpen an meinen Beinen fallen gleich ab” bis hin zu “Oh, die Haut auf meiner Stirn wirft Blasen” war alles dabei.

Sebastian, Marc, Daniel, Marcel

Wie 2003, 2004 und 2005 haben wir uns D9 zum Campen ausgeguckt. Wie in den Vorjahren, eine gute Entscheidung. Unser altes Zelt stand allerdings nicht mehr dort, wo wir es letztes Jahr haben stehen gelassen, dafür trafen wir aber kurz nach dem Aufbauen auf Sebastian, Marceldie wir auch 2005 auf D9 getroffen haben. Sehr cool. Dementsprechen haben wir Donnerstags damit verbracht, diversen Alkohol zu vernichten, genau wie der Großteil der anderen Rocker auch.

Bedenkliche Entwicklung:

Dixie

Ich geh kacken und denke noch “Huch, haben die ‘nen neuen Wunderbaum hier? Das riecht gar nicht mal so schlecht…” Diese Phase der geistigen Verwirrung lies Gott sei Dank schnell nach… Ich schieb es einfach mal darauf, dass ich bis wir in Nürburg ankamen, noch schnell zu Hause die Treppe mit dem Bier in der Hand rückwärts runtergefallen bin und anschliessend mit 55 in eine dreissiger Knippse reingefahren bin… Fuck.

Freitag

Wie gewohnt: Die Musik ging am Freitag los. Schon im Vorfeld dachte ich, dass diesmal nicht so viel für mich dabei sein wird. Überrascht war ich von Morrissey und Nelly Furtado, die beide extrem viel Spaß gemacht haben. Ich glaube, mittlerweile bin ich zu alt für Korn und Co. Zumindest möchte ich mich nicht mehr so sehr anschreien lassen… Wenn sich die Musiker dann noch nicht mal zeigen sondern dämliche Videos auf den Leinwänden abspielen… Pff, das brauch ich nicht.

Tina und Michael bei Stonesour

Auf dem Bild sieht man uns bei Stonesour. Ziemlich geil, auch wenn der Sänger von Slipknot ist. Danach gab es Dir En Grey. An Visual Kei kenne ich X-Japan, bereits dort gefällt mir der japanische / englische Mischgesang nicht. Dir En Grey setzen dann mit ihren extremen Schreien, der extremen Musik noch eins drauf. Krass und mit Kuriositätenbonus, aber nichts, was mich umhaut.

Gleiches gilt auch für Korn. Tool habe ich dann direkt sein gelassen. Jetzt mögen mich wieder einige steinigen, aber ich seh da den künstlicheren Anspruch nicht, auch wenn sie sich noch soviel Mühe geben.

Wir sind rüber zur Alternastage, haben uns von Morrissey rocken und anschliessend von Nelly betanzen lassen. Ringleader of the tormentors habe ich mir gerade gekauft. Sehr geiles Album.

Tja und Nelly? Nett. Ich war verblüfft: Ich war der einzige Kerl, der kaum einen Text konnte…

Axl ist tatsächlich aufgetreten, aber weißte was? Wir haben ihn ignoriert und sind mit den ersten Takten von “Welcome To The Jungle” abgehauen. So. Was der kann, kann ich auch.

Nach einem Mugshot

Mugshot

gab es erstmal Frühstück:

Frühstück

und Hygiene…

Hygiene

Samstag

Der arme, arme Bushido… Ich mag zwar deutschen Rap ala Ferris MC, aber so ein böser, böser Gangstarapper, das ist nichts für mich. Das sahen anscheinend viele Besucher von Rock im Park genauso und ob der schlechten Erfahrung dort, hat der Arme seinen Auftritt am Ring abgesagt…

Deshalb gab es Opeth

Opeth am Metalhammerstand

auch erst eine Stunde später, dafür aber so richtig geil. Ruhige Momente gepaart mit echten Nackenbrechern, präsentiert von einem sehr sympathischem Sänger. Richtig gut und die totale Antithese zu Cradle Of Filth direkt danach. Gräßlich. Genau das gleiche Schmierentheater wie vor einigen Jahren in Wacken. Aber gut, es ist ihr Image und entweder man liebt es oder man hasst es.

Mit The Darkness sah ich dann einen der ersten Höhepunkte für mich. Die Band hat mich sehr positiv überrascht. Ich konnte und kann auch immer noch nicht die Vergleiche mit Queen verstehen und die Alben sind auch nicht so mein Fall, aber live haben sie großen Spaß gemacht.

Der krasse Gegensatz dazu: Reamonn. Auf der Hauptbühne vollkommen fehl am Platz. Akkustische Schlafmittel. Gräßlich.

Danach: Metallica und für zwischendurch Lacuna Coil. Letztere waren nett aber belanglos, Metallica sind zwar alt geworden, aber eigentlich nicht wirklich schlecht. Auch wenn ich die Idee mit dem kompletten Master Of The Puppets Album nicht gut fand, Spaß gemacht hat der Gig trotzdem.

Wenn ich bedenke, dass man 2003 noch ausreichend Platz fand: Hammer, war das voll. Unglaublich.

The Darkness

Publikum

Mario

Sebastian

Möchtegernterroristen

Sonntag

Sonntag gab es leider wenig zu sehen. Depeche Mode interessierten mich nicht, war wohl auch kein Verlust, wie ich hörte. Sporties und Franz Ferdinand ebensowenig. Um nicht den ganzen Tag zu versacken (was schwierig war, lustige, heftig allergische Reaktion auf Sonnencreme… und zuviel gesoffen) und Bela noch zu sehen, haben wir uns recht früh aufgerafft.

Anouk: Nett. Aber nichts tolles. Keane: Studentenmusik. Nett. Aber langweilig nach dem dritten Lied. Wers mag, wird damit sicherlich glücklich, zumindest war die Show in Ordnung. Interessanter als Keane waren Sarah Kuttner und Sven Schuhmacher im Publikum. Leider - aber verständlicherweise - wollte sie kein Foto mit uns machen. Aber gute Güte: Ist die klein… Bei der Aufzeichnung einer Folge Kuttner ist mir das gar nicht so aufgefallen…

Pharrell

Was tut man nicht alles, um beim Grafen in der ersten Reihe zu stehen. Man hört sich Pharrell an. Zugegeben, schlecht war es nicht. Gute Musiker und ein schwarzer Rapper, der glaubt, dass die Deutschen immer noch marschieren und die rechte Hand zum Gruße recken… Wenn das was anderes sein sollte, was er am Anfang gemacht, man möge mich eines besseren belehren. Und nein, auch wenn viele Menschen aus gegebenem Anlass Gummistiefel anhatten: Sie sind nicht in. Punkt.

Lula und Bela

Dann der Höhepunkt des Festivals, zumindest für mich: Bela B. y Los Helmstedt. Ein voller Westernmontur trat die Band auf die Bühne, inklusive Lula. Sehr schön. Im wahrsten Sinne des Wortes. Man konnte die überraschten Blicke sehen, dass Bela nicht trommelt, eher keine Pogomusik macht und überaus unsicher und nervös war.

Auf die Ohren gab es alle Stücke von Bingo (bis auf Lee Hazlewood und das erste Lied des Tages und Baby läuft fort) plus Loverboy und Deutsche kauft nicht bei Nazis (Kostenloser Download auf Bela-B.de).

Höhepunkte der Show waren zweifelsohne “1. 2. 3….” (Mit Charlotte Roche auf der Bühne, lecker!), “Keine Angst”, “Irgendetwas bleibt” und “Letzter Tag”.

Zuerst nervte Bela mit seinem “Seht her, ich bin Rockstar und ihr nicht getue”, aber nach den ersten Vergessern und Verspielern war klar: Nur Nervosität.

Ganz anders als Farin Urlaub auf seinen ersten Konzerten, aber sehr sympathisch und musikalisch der Hammer.

Ruhezustand

Rock am Ring 2006 war ein sehr anstrengendes, aber sehr schönes kurzweiliges und lustiges Festival. Das einzige, was ich sehr merkwürdig fand, waren die Asiaten, die heute morgen wie die Heuschrecken auf den Zeltplatz einfielen und alles mitgenommen haben, was nicht niet und nagelfest war. Fäßchen, Kohle, Müll alles. Assibande. Ich kann es ja verstehen, dass die Leute Flaschen und Büchsen aufsammeln, aber sowas? Ich weiß ‘et nicht…

An dieser Stelle dann nochmal herzliche Grüße an unsere Zeltnachbarn, nächstes Jahr simmer wieder da!

Noch mehr Bilder gibt es auf den DailyFratze.de Seiten vom 01. bis zum 05. Juni.

Geschrieben am Montag, 05. Juni 2006 von Michael J. Simons in Festivals und verschlagwortet mit