Motörhead - Motörizer
“We are Motorhead and we play Rock ‘n’ Roll”
Am 29. August 2008 erscheint das 20. Motörhead Studioalbum mit dem bahnbrechenden Titel Motörizer.
Von den meisten Bands erwartet man Entwicklung, Neuerung, Änderung. Von Motörhead: Eher nicht. Nichts desto trotz kommt Motörizer erstaunlich frisch daher… Lemmy, für mich einer der Frontmänner schlechthin, genau wie Queen nicht mehr wirklich Queen ist ohne Freddie, würde auch Motörhead nicht mehr die gleiche Band ohn ihn sein, scheint seinen Bass bzw. den Verstärker etwas tiefer gestimmt zu haben (ergo, auf Normalniveau) und zeigt bereits im Opener “Runaround Man” den ganzen neumodischen Hardcorebands, die auch auf dem diesjährigen Wacken stark vertreten waren, wer den lautesten Rock ‘n’ Roll spielt.
“Früher” konnte ich nicht wirklich was mit der Musik von Lemmy und Co anfangen, ich habe einige Jahre gebraucht, mir die Alben und Titel schön zu hören. Zwischen all dem dahin gerotzten Punk (für mich mehr Punk als viele andere Bands die sich als Punkband bezeichnen), den groovenden Nummern gibt es immer wieder kurze, knackige Soli, großartige Texte und Balladen, halt das volle Programm.
Leider hat Motörizer kein Highlight wie das herausragende Vorgänger Album “Kiss Of Death” (wie die Titel “God Was Never on Your Side” und “Living in the Past”), ist aber trotzdem ein Album mit Spaßfaktor: “Rock Out - With Your Cock Out” viel mir spontan im Song “Rock Out” auf. Herrlich. Werde beim nächsten Moshpit dran denken.
“Rock Out” ist genau wie “Buried Alive” eines der schnelleren Stücke. Ideal fürs Bike, Vollgas! Textlich könnten sich beide Songs allerdings nicht mehr unterscheiden…
Überhaupt, zwischen den typischen, musikalischen Motörhead Trademarks verstecken sich dieses Mal erstaunlich viele kritische Texte und Lemmy hat auch klar genug gekrächzt, dass man diese ohne Booklet, das der Promo wieder nicht bei lag, gut verstehen kann: Erwartete ich bei “The Thousand Names Of God” noch einen Song ähnlich “God was never on your side”, bekam ich einen Midtempo Antikriegssong um die Ohren, den Lemmy mit den Worten “It’s about soldiers being conned into going into battle, for like, business men. It isn’t even a cause anymore” beschreibt. Recht hat er.
Apropos Krächzen: Der Song “English Rose”, ein gemütlicher Rocker, fängt mit einem Vokalsolo an, bei dem Lemmy sich nicht bemüht, gemäßigt wie in seinen Balladen zu singen, sondern in seiner üblichen, sehr gepressten Art. Klingt irgendwie sehr witzig.
Generell gibt es einige schöne Riffs auf Motörizer, ebenso Phil Campbells kurze und prägnante Soli, die keine Langeweile aufkommen lassen, wie das bei einigen selbstverliebten Heavy Metal Gitarristen oft der Fall ist.
“Heroes” ist für Motörheads Verhältnisse schon fast ein avantgardistisches Stück, mit Chorgesang und anderem Schnickschnack. Toller Track, toller Text.
Motörheads Motörizer ist nach Schandmauls Anderswelt zu Anfang des Jahres das erste Album, das ich voll und ganz empfehlen kann, falls man Lemmys Art zu singen und den Stil der Band ein bisschen mag. Motörhead klingen auch nach über 30 Jahren(!!) immer noch nach Motörhead und stellenweise frischer denn je.
Motörizer erscheint man 29. August, mehr Informationen, Zeugs zum Anhören und Anschauen hinter den folgenden Links:
- Motörheads offizielle Webseite
- Motörizer Widget mit Musik, Videos, Blogs und so Kram
- Aktuelles und sehenswertes Interview mit Lemmy zum Thema Motörizer und seiner Biographie “White Line Fever”
Motörhead sind zum Ende des Jahres mit Danko Jones und Saxon auf Tour.
Geschrieben am Donnerstag, 07. August 2008 von Michael J. Simons in CDs und verschlagwortet mit