Die Droge der Müden und Ermatteten
Kaffee. Das erste Mal habe ich diese Bezeichnung beim Nachtwächter gelesen. Ist zwar schon eine ganze Zeit lang her, ist mir aber trotzdem im Gedächtnis geblieben.
All die harten Drogen, die man sich so reinfahren könnte, um wach zu werden und anschließend wieder runter zu kommen sind in den meisten Fällen wohl zu recht illegal, allerdings erzielen viele Menschen den gleichen Effekt mit “alltäglichen” Dingen.
Was den Kaffee angeht, gehöre ich wohl auch dazu: Ohne einen großen Becher Kaffee morgens gehe ich nicht aus dem Haus. Seit einigen Jahren erfülle ich darüber hinaus wohl auch noch ein Klischee, was Softwareentwickler betrifft: Relativ ungehemmt trinke ich im Laufe des Tages mit Sicherheit im Schnitt einen Liter Kaffee oder mehr.
Die Quittung in den letzten 2, 3 Jahren: Immer flacheren Schlaf, immer größere Einschlafprobleme. Ich hab es mal einige Zeit mit Baldrian und so’m Zeugs versucht, aber bevor man sich da versieht, ist man im Grunde genommen in der gleichen Spirale wie ein Junkie: Morgens wach werden, abends runterkommen. Scheiße ist das.
Vor einigen Monaten habe ich dann mal für 2 Wochen ganz auf Kaffee verzichtet und leider Gottes, es ist ja wirklich wie Entzug: Am ersten Tag dachte ich noch, die Kopfschmerzen am späten Vormittag wären ein Zufall, am zweiten konnte ich mir das nicht mehr einreden. Ich hab’ das dann auch relativ schnell wieder sein gelassen.
Letzten Monat habe ich dann für mich beschlossen: Morgens bleibt es bei meinem Becher und das reicht dann für den Rest des Tages. Und guess what: Keine Kopfschmerzen und keine Schlaflosigkeit.
Ich schlafe wieder ganz normal ein und vor allen, schlafe durch. Wie geil ist das denn bitte schön?
Natürlich gibt es auch “negative” Seiten: Ich bin nach 8 Stunden Arbeit wirklich hundemüde. Aber wer bin ich eigentlich, dass ich mir von unserer “Jung, schnell, schön, dynamisch” Gesellschaft diktieren lassen muss, dass das nicht mein gutes Recht ist?
Und was fehlt mir? Gar nichts Die “Kaffeepause” zwischen durch? Pff, kann auch Wasser oder Saft trinken. Ist schlussendlich wie beim Bier in geselliger Runde: Zuerst wundern sich alle, dass man Apfelsaftschorle bestellt, dann gibt’s ein paar blöde Sprüche und gut ist. Und zum Festhalten brauche ich die Tasse am Schreibtisch wohl auch nicht.
2009 mit seinen 3 “Freitag der 13.” war bis jetzt in mancherlei Hinsicht wirklich noch kein gutes Jahr, aber diese bewusste Entscheidung war für mich wirklich viel wert und ich kann nur jedem raten, das mal bei sich selber zu probieren, wenn er die Eingangs geschilderten Probleme kennt.
Geschrieben am Freitag, 06. März 2009 von Michael J. Simons in Blog und verschlagwortet mit