Bela B. “bye now”, Gloria Köln

Im vergangenen Jahr begrüßten uns Bela B. und seine Band Smokestack Lightning im Club. In irgendeinem Interview (viele tolle Interviews wurden hier gesammelt) las ich, dass die Tour wegen der kleinen Locations und der niedrigen Eintrittspreise ein Verlustgeschäft wahr, Bela aber trotzdem daran interessiert ist, neue Wege zu beschreiten, zum Beispiel durch den Verzicht auf Vorverkauf (wegen der anfallenden Gebühren für Käufer).

Smokestack Lightning

Neue Wege geht Bela nicht nur bei der Musik, sondern auch bei seiner Band. Deutlicher als an diesem Abend, beim Abschlusskonzert der “bye now” Tour hätte Bela seinen Wunsch nicht äußern können, auch in Zukunft mit Smokestack Lightning zusammen Musik zu machen und aufzutreten, kurz eine Band zu sein.

Der Abend fing pünktlich im 21:00 im wunderbaren Gloria Theater in Köln mit eben jenen Smokestack Lightning an. Meine Meinung zu Country Musik deckte sich lange Zeit mit der Botschaft des Anti Country Songs, aber seit einigen Jahren weiß ich ja, dass es mehr als Truck Stop in dieser Richtung gibt. Smokestack Lightning gehören auf jeden Fall dazu. Besonders angetan hat es mir ihr Gitarrist André… Tolle Sounds, die er dem Gerät entlockte.

Bernie

Cool waren Belas Ansagen von hinter der Bühne. Eine schöne Art, die “Vorband” ins Spiel zu bringen.

Die Musiker wurden nach Belas Aussage auf der Bühne gefesselt und begleiteten nach ihrem eigenen Auftritt Linda Kay, die mit Bela auf “bye” im Lied “my soul / Dein Herz” ein wunderbares Duett eingesungen hat. Sie wurde mit “das glamouröseste, das Köln je gesehen hat” angekündigt. Ich kann keine Aussage über Köln treffen, sehr wohl über mich. Ich fühlte mich in die Titelsequenz eines der klassischen Bond-Filme versetzt:

Linda Kay

Goldener Anzug, eine unfassbare Friseur und eine großartige Stimme. Ich habe Lindas kurzen Auftritt sehr genossen. Die Musikerin, die wohl das erste Mal in Deutschland war, war offensichtlich sehr gerührt, sowohl über das Publikum und generell über Deutschland.

Nach einer Umbaupause (warum eigentlich, die Musiker wechselten ja nicht) betraten dann auch Peta und Bela die Bühne, Bela im ebenfalls glamourösen, passenden goldenen Zweiteiler. Mich hat es sehr gefreut, dass sie mit dem “Ersten Lied des Tages” begonnen haben, einer Nummer aus Belas Debütalbum “Bingo” aus dem Jahr 2006.

Danach ging spielte die Band eine Mischung aus neuen Songs des aktuellen Albums, einigen Covern, Stücken aus Bingo sowie einem Song aus Code B. Den netten Song “Bausparvertrag” findet man übrigens in der iTunes Version von “bye”, der war nicht auf der regulären CD Version drauf.

Peta Devlin und Bela B

Bela wurde nicht müde, die Harmonie und Liebe innerhalb der Band zu betonen. Im Laufe des Abends und mit zunehmendem Weinkonsum wurde das eher mehr als weniger. Sichtlich genervt war er von Zwischenrufen, die auf Farin Urlaub oder die Die Ärzte abzielten. Er nahm sich längere Zeit für eine Ansprache des filmenden und fotografierenden Publikums, was er denn davon halten würde, dass die Menschen mit ihren Handies das Konzert selbst gar nicht mehr sehen würden.

Ich habe das lange Konzert (insgesamt rund 4 Stunden brutto, kein Wunder, dass Bernie von Smokestack Lightning sich zwischenzeitlich was zu Essen auf die Bühne bringen lies) sehr genossen, allerdings mehr wegen der Stimmung, der guten Musiker und der Freude, mit der diese zu Werke gingen. Mir gefallen einige Songs aus Belas aktuellem Repertoire, aber eben nicht alle und das ist auch ok. Ich persönlich finde es viel authentischer und glaubwürdiger, wenn Bela nach einer langen Karriere Lust hat, etwas anderes, neues zu machen, als bis zur “Rente” den Spaßpunk auf der Riesenbühne zu geben. Wenn das dazu führt, dass der Mensch nach über 30 Jahren Musikerdaseins immer noch mit einer derart großen Freude auf der Bühne steht, es sei gegönnt.

Bela äußerte sich kurz vor Ende wie folgt: “Im vergangenen Sommer hab ich mit ‘der anderen Band’ in Berlin zwei Tage nacheinander vor jeweils 45.000 Menschen gespielt. Dies hier macht mir mehr Spaß und bedeutet mir viel mehr.” Bela, das hat man auch so gemerkt.

Geschrieben am Samstag, 31. Mai 2014 von Michael J. Simons in Konzerte und verschlagwortet mit